Vorgärten als Ort der Begegnung.

In den Neubaugebieten gibt es sie vor jedem Haus, in Ortskernen und Innenstädten sind sie, wenn überhaupt, dann meist nur in Minimalform vorhanden: Die Vorgärten. Im weiteren Sinn gehören auch befestigte bzw. gepflasterte Flächen dazu wie der Zuweg zum Hauseingang, der Mülltonnen-/ Fahrrad- oder Autoabstellplatz. In erster Linie denkt man jedoch an die gärtnerisch gestalteten Flächen vor dem Haus, leider immer häufiger auch an die mit Zierschotter belegten, wenn vom Vorgarten die Rede ist. Manchmal beschränkt sich dieser Bereich auf einen schmalen Pflanzstreifen neben dem Eingang, in anderen Fällen liegen mehrere Meter zwischen Bordsteinkante und Haus, die gestaltet werden wollen. Für die meisten erfüllt der Vorgarten neben den genannten technischen Funktionen nur repräsentative Aufgaben: Er soll einen „schönen“ Rahmen für das Haus abgeben. Früher war diese Repräsentationsfläche auch Raum für Begegnung und sozialen Austausch. Erinnern Sie sich noch an die Sitzbank vor dem Haus? Hier konnten nachbarliche Kontakte in einem quasi halböffentlichen Raum gepflegt, aber auch am öffentlichen Leben in der Straße teilgenommen werden. Schätzen nicht viele genau dieses „sehen und gesehen werden“ am Straßenkaffee? Natürlich ist auch hier die Lage ausschlaggebend: Der Vorgarten in einer ruhigen Anwohnerstraße bietet sich für eine solche Nutzung eher an als der an einer viel befahrenen Hauptdurchgangsstraße. Es lohnt sich aber auf jeden Fall, die Vorgartengestaltung auch aus diesem Blickwinkel neu zu überdenken und dieses Potential zu nutzen.

Wie wird ein solcher Sitzplatz genutzt und wie muss er aussehen? Kaum jemand wird auf den Gedanken kommen, im Vorgarten ein Sonnenbad zu nehmen oder eine Gartenparty feiern zu wollen. Hier sind andere Situationen vorstellbar: Z.B. am Feierabend mit einer Tasse Kaffee oder einem Glas Saft draußen sitzen. Haben Sie auch schon einmal erlebt, dass es ihnen unangenehm war, jemand vor der Tür stehen zu lassen, herein bitten wollten Sie ihn aber auch nicht? „Lassen Sie uns doch auf die Bank setzen“ wäre eine elegante Lösung gewesen… Eine Bank oder zwei/ drei Gartenstühle sind schon ausreichend. Es muss kein teures Gartenmöbel sein, auch aus einem Brett auf zwei Steinen gelagert wird bereits eine Bank. Das Ganze muss nur zur Gesamtgestaltung passen und so eingebunden sein dass es im wörtlichen wie übertragenen Sinn „nicht stört“. Je nach örtlichen Gegebenheiten findet sich der Platz direkt am Eingang, im gepflasterten Hofbereich, wo er allerdings den Zugang bzw. die Einfahrt nicht behindern darf oder im eigentliche „Vorgarten“. Damit der Sitzplatz auch wirklich zum „kurz ‘mal hinsetzen“ genutzt wird, muss er leicht erreichbar sein, also eher nahe dem Zuweg, ggf. über zwei oder drei Trittplatten erreichbar. Sind gehbehinderte Hausbewohner auf Rollator oder Rollstuhl angewiesen, muss der Zugang barrierefrei und entsprechend befestigt sein. Aber gerade für diese Personengruppe kann der Garten zur Straße hin eine willkommene Abwechslung zur Abgeschlossenheit des Wohngartens sein und mehr Kontakte ermöglichen.

Ist ein günstig gelegener Platz gefunden, muss die Besonnung oder richtiger, die Beschattung stimmen: Niemand setzt sich an einem heißen Sommertag gern in die pralle Nachmittagssonne. Wirft das Haus dann keinen Schatten, kann ein Hausbaum Schatten bieten. Es gibt für kleine Grundstücke inzwischen auch kleinkronige Baumarten und –sorten, die als Schattenspender dienen können. Ist auch dafür der Platz noch zu klein, kann eine berankte Pergola schattieren. Eine Hausbegrünung verhindert das Aufheizen der Wandfläche, die sonst die Hitze wieder abstrahlen würde. Auf gepflastertem Untergrund können Kübelpflanzen aufgestellt werden, um die Bank oder Sitzgruppe einzugrünen. Pflanzen verbessern besonders bei Hitze spürbar das Kleinklima, indem sie Wasser verdunsten, so dass Verdunstungskälte entsteht. Eine üppige, aber standortangepasste Bepflanzung steigert den Anziehungswert des Ruheplätzchens.

Natürlich gehört der gesamte Vorgartenbereich bereits zur Privatsphäre, die auch von den meisten Menschen respektiert wird. Deshalb sind Zäune und Mauern nicht unbedingt erforderlich. Bereits eine farblich unterschiedliche Bepflasterung des Zuweges oder ein Pflanzbeet als Begrenzung machen deutlich: Hier ist privat. Eine offene Gestaltung senkt natürlich die Hemmschwelle, aufeinander zuzugehen. Aber es gibt auch gute Gründe Zaun und Tor zu haben, wenn z.B. kleine Kinder oder Haustiere von der Straße zurückgehalten werden müssen.

Gerade jetzt ist eine Zeit, vieles neu zu überdenken: Der Vorgarten als reines Dekoelement ist eigentlich zu schade, man kann mehr daraus machen!

Für Bank oder Sitzgruppe findet sich in (fast) jedem Vorgarten ein Platz!
(Fotos: ©Eva Hofmann)



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